Unsere Liebe
Sie ward geboren um Mitternacht,
ganz heimlich, als niemand es sah.
Sie blühte am Morgen strahlend auf,
sie wuchs und gedieh und sie nahm ihren Lauf,
sie lachte und schrie und war da.
Sie war ein unbeschwert fröhliches Kind,
war manchmal versonnen und stiill.
Sie focht ihre ersten Kämpfe aus.
Bald zog es sie in die Welt hinaus,
und sie sprach: Ich tu, was ich will.
Sie mußte durch Kälte, sie mußte durch Eis.
Es machte sie müde und lahm.
Oft war's ein Weg voller Einsamkeit,
und manchmal war sie das Gehen leid
und vergaß sie fast, woher sie kam.
Und sie mußte durch Feuer, die rote Glut
brach lodernd auf sie herein.
Aus Asche, da ging sie neu hervor,
und wer das verstehen will, muß ein Tor
oder selber Liebende(r) sein.
Und eines Tages, der Sommer klang
in glühenden Farben aus,
da klopfte voll Scheu sie bei uns an:
Hier ist ein Platz, wo ich leben kann,
steht auf und baut mir ein Haus.
Wir bauten ein Haus voller Fenster und Türen,
weil Enge so leicht sie vertreibt,
denn sie muß frei sein, zu kommen und gehn.
Und wir werden leben, um zu verstehn,
was wir tun können, damit sie bleibt.
Ja, sie muß frei sein, zu kommen und gehn.
Drum laß uns leben und suchen und sehn,
was wir tun können, damit sie bleibt.
© Claudia Mitscha-Eibl, A-2100 Korneuburg
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