Klingeling

Heute macht sie sich für ihn schön,
heute wird sie ihn wieder seh’n,
und sie wüsste gern, wann
er zu ihr kommen kann -
Warum ruft er nicht an?

Leider hat er nur wenig Zeit,
aber sie hält sich gern bereit,
schwelgt schon in Fantasien,
und die Stunden geh’n hin
mit dem Warten auf ihn.

Warten, warten, warten, warten

 
Klingeling klingeling klingeling

Und sie öffnet die Tür
und da steht vor ihr,
ach er hat so viel arbeiten müssen.
Doch bevor sie lang fragt,
wird sie zärtlich gepackt
und ergibt sich sogleich
seinen Küssen.

Und schnell rein in die Kammer
und raus aus dem Kleid,
und die Leidenschaft lodert im Bette.
Und dann raus aus den Kissen
und rein in’s Gewand,
und zum Abschied noch die Zigarette.

 
Er kommt heimlich und bleibt nie lang,
wann er wiederkommt, fragt sie bang,
denn er hat Frau und Kind,
die ihm auch wichtig sind,
dorthin eilt er geschwind.

Immer seltener geht sie aus,
bleibt am liebsten gleich ganz zu Haus.
Zwar fühlt sie sich allein,
doch es könnte ja sein:
vielleicht schneit er herein.

Warten, warten, warten, warten

 
Klingeling klingeling klingeling

Und sie öffnet die Tür:
Endlich bist du bei mir,
ach ich hab diesmal lang
warten müssen.
Doch bevor sie viel fragt,
wird sie zärtlich gepackt,
und ergibt sich sogleich
seinen Küssen.

Und schnell rein in die Kammer
und raus aus dem Kleid.
Solche Leidenschaft, ja das ist Liebe!
Und dann raus aus den Kissen
und rein in’s Gewand,
und sie wünscht sich so sehr,
dass er bliebe!

Warten, warten, warten, warten

 
Klingeling klingeling klingeling

Und sie öffnet die Tür…
Hab schon wieder so lang warten müssen!
Doch bevor sie mehr sagt…
überhäuft er sie mit seinen Küssen.
Und schnell rein…und schnell raus…
und schnell rein und schnell raus
aus dem Bette.
Und dann raus und dann rein
wieder raus wieder rein
und zum hundertsten Mal Zigarette.

Rein - raus, raus - rein,
- wenn er - endlich - bliebe!
Raus - rein -
Klingeling!
Sie sagt nein!

Besser einsam, als so eine Liebe!

© Claudia Mitscha-Eibl, A-2100 Korneuburg

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