Lied vom Kinderhaus
Text und Musik: Claudia Mitscha-Eibl
Gesang und Gitarre: Claudia Mitscha-Eibl
Hoch auf dem Berge, da steht ein Haus,
da schaun die Kinderlein beim Fenster heraus.
So viele Kinderlein, die soviel schrein,
das müssen dumme dumme dumme Kinder sein.
An allen Fenstern sind Gitter dran,
und durch ein Gittertor kommt man ans Haus
heran, und alle Türen sind fest zugesperrt,
damit man draußen nicht zu viel von drinnen hört.
Oba bitte mochns Eana nua net
zu vü Sorgn Sorgn Sorgn,
sonst san Sie morgn morgn morgn
scho söba varruckt, ja ja.
Trinks an Kaffee Kaffee Kaffee,
dann ist es Lebm wieda schee,
sonst samma morgn morgn morgn
olle söba varruckt.
Bei uns im Kinderhaus herrscht Disziplin:
ihr Kinder, bleibt nur ja in eurem Zimmer drin!
Da stehn fünf Tische und ein kleiner Schrank
und vierzehn Kinder hocken auf der hölzernen Bank.
Und wenn du spielst, mein Kind, sei brav und nett,
denn bist du schlimm, so sperrt man dich ins Gitterbett,
und kommst du gar in Wut, mein Kind, so tut
zu deinem Besten eine kleine Spritze gut.
Oba bitte ...
Es kostet Sauberkeit viel zu viel Kraft,
das Zähneputzen ist bis Mittag geschafft.
Im Zimmer stinkt es schon den ganzen Tag,
jedoch der Badetag ist erst am Donnerstag.
Die Arbeit ist so viel und ist so schwer,
mit Kindern spielen, dazu kommt man fast nicht mehr.
Zum Glück gibts "Arbeitspatienten", die helfen ja eh,
drum bleibt genügend Zeit fürs Plauscherl beim Kaffee.
Oba bitte ...
In unserm Essen, was ist da wohl drin,
reichlich Kartöffelchen und wenig Vitamin.
Ja unser Essen, das macht dick und fett,
und zwischen vier und fünf gehn wir schon ins Bett.
Da scheint die Sonne noch, 's ist heller Tag,
und vielleicht denkt man, was das Morgen bringen mag,
und weiß, der Unterscheid wird ganz allein
die andre Schwester und das andre Essen sein.
Oba bitte ...
Da kommt ein Doktor her, er kommt von weit,
will alles anders machen, redet sehr gescheit,
doch unser Fortschritt bleibt meist nur verbal,
viel große Worte, aber wenig Personal.
Bei uns im Kinderhaus, da schleicht die Zeit,
und schleicht Gewohnheit ein und Gleichgültigkeit,
und alle Welt sieht gern an uns vorbei,
an dieser dummen dummen dummen Kinderei.
Üba sowos mochn mia uns do net
so vü Sorgn Sorgn Sorgn,
sonst samma morgn morgn morgn
scho söba varruckt, ja ja.
Trink ma an Kaffee Kaffee Kaffee,
dann ist es Lebm wieda schee,
sonst samma morgn morgn morgn
olle söba varruckt.
Als Jesus kam zur Welt als kleines Kind,
da brachte man ihn in das Kinderhaus geschwind.
Dort hängt er nun am Kreuz seit Jahr und Tag,
dort wird er festgenagelt Schlag um Schlag.
Wenn er einst wiederkommt am Weltenend,
wenn er einst alle Dinge klar beim Namen nennt,
dann spricht er: der ich litt und auferstand,
ich war bei euch, jedoch ihr habt mich nicht erkannt.
Oba bitte ...
© Claudia Mitscha-Eibl, A-2100 Korneuburg
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