Keine Spur
Wenn ich durch eine Wiese lauf'
und dabei manchen Halm zerdrück',
bis morgen richtet er sich auf,
bleibt keine Spur zurück.
Nur ein paar Kissen, aufgewühlt,
zwei Gläser noch, benetzt vom Wein,
bis morgen sind sie ausgespült,
wird nichts zu sehen sein.
Ein Vogel schwingt sich hoch empor
und schon entschwindet er dem Blick.
Die Luft ist klarer als zuvor,
bleibt keine Spur zurück.
Und auch mein Lied, das ich gesungen,
wollt' ich es flüstern oder schrei'n,
bis morgen ist es doch verklungen,
wird nichts zu hören sein.
Doch in mein Herz und meine Haut,
da gräbt sich ein, was sie berührt.
Hab' mich im Spiegel angeschaut,
hab' deine Spur erspürt.
Behutsam trat ich in den Raum,
behutsam schließ' ich nun die Tür.
Mag sein, es bleibt in deinem Traum
auch eine Spur von mir.
©1997 Claudia Mitscha-Eibl, A-2100 Korneuburg
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