Die Gründerin
Text und Musik: Claudia Mitscha-Eibl
Zur Erinnerung an Herta Pammer,
die als Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs
im Jahr 1958 die „Aktion Familienfasttag“ gründete
In harten Zeiten wurde sie geboren,
der jungen Jahre Not erweckte ihre Kraft,
und das Vertrauen hat sie nie verloren,
das aus dem Nichts heraus den neuen Anfang schafft.
Als endlich dann nach Jahren voller Grauen
ihr Leben friedlich und gesichert war,
traf sie der Ruf, für viele andre Frauen
Gemeinschaft aufzubauen,
und sie sagte ja.
Sie war die Frau, die abends Hemden bügelt,
nachdem mit Bischof und Politikern sie stritt,
die nachts mit Bildung ihren Geist beflügelt,
und vormittags zur Sitzung bringt sie Kuchen mit.
Wenn sie ein Ziel sah, war sie nicht zu hindern,
da stand sie fest und kämpfte wie ein Mann,
und war doch Mutter nicht nur ihren Kindern,
der Menschen Leid zu lindern,
trieb ihr Herz sie an.
Sie wollte Frauen stark und frei und fraulich,
die weite Welt im Blick, nicht nur das traute Heim,
doch sollten sie auch achtungsvoll, erbaulich,
und besser nicht ein "wilder Frauenhaufen" sein.
So war ihr Wunsch, daß Weiblichkeit vertriebe
der Männer Vormacht im Patriarchat,
und daß der Weg der Partnerschaft und Liebe
uns dann zu gehen bliebe
in Kirche und Staat.
Und mit den Zeiten ist sie alt geworden,
was sie begann, das nahmen andre in die Hand.
Es fällt nicht leicht zu sehn, daß vielleicht morgen
schon manches anders gehn wird, als sie es geplant.
Und wie am Anfang lernt sie zu vertrauen,
und ihre Hände lassen los und werden weit.
Und sie ist Grund, auf dem wir weiterbauen
die Tradition der Frauen
in die neue Zeit.
© Claudia Mitscha-Eibl, A-2100 Korneuburg
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