Liebe macht blind

Du bist von irgendwo gekommen,
stahlst dich in meinen Raum und stahlst mir meine Zeit.
Du hast ganz einfach Platz genommen
und machtest dich in meinem Leben breit.

Jetzt liegst du da in meinen Armen,
wie das gelungen ist, kann ich dir nicht erklär'n,
spür deinen Körper, deinen warmen,
und weiß, es ist zu spät, um mich zu wehr'n.

Du, du, du hast mir meinen Weg durchquert,
du hast mir mein Konzept verzerrt,
ich fühl', wie es zerrinnt,
doch Liebe macht blind.

Du, du, du hast mein Herz im Nu verführt,
hast meine Seele angerührt,
und ich ließ es gescheh'n,
ja, Liebe macht seh'n,
Baby...

Du bist in meine Welt getreten.
Ob Schicksal dich geführt, ob du es selbst gewählt?
Ich hab' dich sicher nicht gebeten,
und doch hab' ich mich auf dich eingestellt.

Jetzt liegst du da in meinem Bette,
ich lausch' den Atemzügen deiner Endlichkeit,
und wenn ich was zu wünschen hätte,
dann wünschte ich, du bliebst für lange Zeit.

Du, du, du hast meinen Verstand betört,
du hast mir meinen Schutz zerstört,
ich gab ihn hin, mein Kind,
denn Liebe macht blind.

Du, du, du hast mein Wesen aufgewühlt,
und ich hab' alten Schmerz gefühlt
und fing an zu versteh'n,
ja, Liebe macht seh'n,
Baby...

Du machst mir Freude, du machst mir Mut,
bringst mich in Zweifel, Angst und Wut.
Du machst mich müde, du machst mich wach.
Du machst mich mächtig, du machst mich schwach.

Du, du, du hast meine Tabus verletzt,
hast Grenzen außer Kraft gesetzt,
ich schlug sie in den Wind,
denn Liebe macht blind.

Du, du, du hast mein Leben bunt gemacht,
hast ungeahntes Glück gebracht,
wie schnell kann das vergeh'n,
ja, Liebe macht seh'n,
Baby...

©1997 Claudia Mitscha-Eibl, A-2100 Korneuburg

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