A stoake Frau

Sie ist a stoake Frau, des wissn olle,
und wanns wos brauchn, kummans zu ihr,
weu der kannts ollas anvertraun, die haut nix um,
bei der findst immer a offene Tür.

A Frau, die zuapockt, wo Not am Mann is,
die si die Finger schmutzig mocht und si net ziert.
Auf die kannst di verlossn. Die hoit durch, unverdrossn,
egal, was passiert.

Oba ganz hamlich steckt in ihr des klane Madl no,
dem hot ma vü zu jung die Kindheit gstoin.
Des sehnt si so nach Zärtlichkeit, noch ana unbeschwertn Freid,
noch Menschn, die nix von ihr woin.

Sie ist a stoake Frau. Wann olle kuschn,
mochst sie den Mund auf und red ungeschminkt.
Wann sie wos net in Ordnung find, do kanns net zuaschaun,
sie mischt si ein, egal wos ihr des bringt.

Und wann ihr a Mann nur so aus Höflichkeit
was aus da Hand nimmt und zu ihr sogt, schau,
loß mi des fia di mochn, do hearst as lochn:
Söbst is die Frau.

Oba ganz hamlich wacht in ihr des klane Madl auf,
und schaut sie scheu mit große Augn an
und mechat amoi richtig rean und vo wem ghoitn wean,
bei dems a schwoch sei kann.

Sie is a stoake Frau, und wanns ihr schlecht geht,
ziagt sie si zruck und red kan Menschn an.
Oba niemand denkt si was dabei, weu oin is kloa,
die schofft des ganz allan.

© Claudia Mitscha-Eibl, A-2100 Korneuburg

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